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Vekehrskonzept Mainz Zero
Selbst kurze Wege werden zunehmend mit dem Auto zurückgelegt. Und darüber hinaus von einigen Milieus der Gesellschaft ein scheinbares Grundrecht auf Parken vor der Haustür abgeleitet. Spielen auf der Straße wurde seit den 1960er Jahren von Anwohner*innen und Eltern den Kindern verboten. Kratzer am Auto der Nachbar*innen sind eine Sünde, für die Eltern teuer bezahlen müssen. Das Vertreiben und damit Verlagern der Kinderspielorte war daher eine logische, erste Folge. In vielen Straßen – darunter ein großer Anteil von Wohnstraßen in den Stadtteilen – wird das Straßenbild mittlerweile fast überall durch parkende Autos dominiert. So entsteht selbst bei geringem Fahrverkehr eine künstliche Enge in den Seitenräumen, die jegliche andere Nutzungen verdrängt. Ein Plausch mit Nachbar*innen wird durch die Unwirtlichkeit der Straße unterdrückt. Nach und nach ist selbst in historischen Ortskernen und Wohnstraßen fast jegliche anderweitige Nutzung des öffentlichen Straßenraumes verloren gegangen. Trotz des jahrzehntelangen immensen Aufwands zum Aufbau eines engmaschigen und leistungsfähigen Straßennetzes verfügen im Bundesdurchschnitt nur 75% der Haushalte über einen eigenen Pkw. Innerhalb der Haushalte mit Pkw-Besitz ist die direkte Verfügbarkeit über das Auto zudem in der Regel unterschiedlich verteilt. Dem traditionellen Rollenklischee entsprechend, verfügen nach wie vor in der Regel eher Männer über den Autoschlüssel, während Frauen und Kinder auf Mitnahme oder „Ausleihe“ angewiesen sind. Die große Ungleichheit in der Verkehrsinfrastruktur, öffentliche Aufmerksamkeit und Finanzierung stimmen daher nicht mit den Realitäten und Mobilitätsbelangen der gesamten Bevölkerung überein. Ziel ist das Verbessern der Aufenthaltsqualität und Stärken des Nachbarschaftsgefühls. Und damit mehr Lebensqualität, saubere Luft, und bessere Aufenthaltsqualität im öffentlichen Straßenraum anzubieten. Zugeparkte Straßen mit Blechlawinen sollen der Vergangenheit angehören. Die sogenannte Rückeroberung der Straße soll dazu beitragen, dass kurze Wege wieder gern zu Fuß zurückgelegt werden. Draußen sitzen, spazieren gehen, mit Nachbar*innen ungestört reden und viele andere Merkmale des gesellschaftlichen Lebens sind in vielen Straßen aufgrund der Lärmbelastung nicht mehr möglich. Dem Rückerobern des Straßenraumes für vielfältige urbane Nutzungen kommt daher eine hohe Bedeutung für die Lebensqualität zu. Doch die Neugestaltung einzelner Straßen allein reicht dabei nicht aus. Sichere, angenehme Fuß- wege entstehen erst, wenn auf längeren Wegeketten eine fußgänger*innenfreundliche Gestaltung und Umgebung geschaffen wird. Eingebettet in ein Gesamtsystem sollen die wichtigsten Ziele im Quartier oder Stadtteil gut erreichbar sein. Die fußgänger*innenfreundliche Infrastruktur ist daher – wie für die anderen Verkehrsarten - systematisch auszubauen. Ortsspezifische Gegebenheiten und städtebauliche Maßnahmen, die das Quartier beleben und stärken, sollten dabei einbezogen werden. Eine gesunde Bevölkerung und eine inklusive Gesellschaft bilden das globale und damit auch lokale Ziel.
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