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Nico Stehr: Wissen als Fähigkeit zum (sozialen) Handeln, als Handlungsvermögen, als Modell für die Wirklichkeit, Wissen strukturiert die Realität, Wissen illuminiert. Es ist potentiell in der Lage, die Realität zu verändern. (vgl. Stehr 2001, S.8) <br>
•  wissenschaftliches Wissen fast immer strittig (vgl. Stehr 2001, S.9)  → in scientific community positiv konnotiert, in Zivilgesellschaft kritisiert und verunsichernd <br>
•  "designating what is being transferred is the first step" (Oliver, 2009, S.61): Informationen werden durch Kommunikation zu Wissen. Im Wissenstransfer werden Informationen und Wissen weitergeleitet, um handlungsfähig zu machen <br>
•  Komplexitätsreduktion während Wissenstransfer darf Wahrheit und Gültigkeit des Wissens nicht beeinflussen.


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* Medienaufmerksamkeit ist oft hierarchisch verteilt
* Medienaufmerksamkeit ist oft hierarchisch verteilt
* Inhalte werden in der öffentlichen Kommunikation oft so weit vereinfacht, dass kein Raum für Differenzierungen und Ambiguitäten bleibt
* Inhalte werden in der öffentlichen Kommunikation oft so weit vereinfacht, dass kein Raum für Differenzierungen und Ambiguitäten bleibt
* so werden in der öffentlichen Wahrnehmung oft vermeintliche Fakten geschaffen, über die under Expert*innen noch gar kein Konsens herrschte
* so werden in der öffentlichen Wahrnehmung oft vermeintliche Fakten geschaffen, über die unter Expert*innen noch gar kein Konsens herrschte
* diese Fakten, ebenso wie die Reaktionen der Öffentlichkeit, haben jedoch Rückwirkungen auf die Expert*innen
* diese Fakten, ebenso wie die Reaktionen der Öffentlichkeit, haben jedoch Rückwirkungen auf die Expert*innen


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Zusammenfassend kann man sagen, dass Kommunikation eine Schlüsselfunktion im Zentrum der gemeinsamen Entwicklungsprozesse darstellt.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Kommunikation eine Schlüsselfunktion im Zentrum der gemeinsamen Entwicklungsprozesse darstellt.


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Was ist Wissenschaftskommunikation?

Text 1: Wissenstransfer - Komplexitätsreduktion - Design. Ein Systematisierungsversuch

1 Hinführung:
Wissenschaftskommunikation findet innerhalb und außerhalb der Wissenschaft statt.
"...Wie werden wissenschaftliche Erkenntnisse in einer reduzierten Art und Weise aufbereitet?
Also: Warum ist die Reduktion der Komplexität des Wissens wichtig und wenn ja, für wen? Und wer im Wissenschaftssystem wählt welche Formen der Komplexitätsreduktionen mit welcher Begründung? Gleichzeitig aber auch: Warum ist es wichtig, Komplexität im hochschulischen Wissenstransfer aufrechtzuerhalten?..."
PUSH-Memorandum (Public Understanding of Sciences and Humanities) 1999: Fördern des Dialogs zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit
Sigrid Nolda(1996): Öffentlichkeit muss in die Lage versetzt werden, die Substanz von Argumenten und grundlegenden wissenschaftlichen Prozessen zu verstehen.
->wichtig für die Unterscheidung zwischen pseudowissenschaftlicher und seriösen Inhalten

2 Wissen in Bewegung: Wissen versus transferiertes Wissen:
Nico Stehr: Wissen als Fähigkeit zum (sozialen) Handeln, als Handlungsvermögen, als Modell für die Wirklichkeit, Wissen strukturiert die Realität, Wissen illuminiert. Es ist potentiell in der Lage, die Realität zu verändern. (vgl. Stehr 2001, S.8)
• wissenschaftliches Wissen fast immer strittig (vgl. Stehr 2001, S.9) → in scientific community positiv konnotiert, in Zivilgesellschaft kritisiert und verunsichernd
• "designating what is being transferred is the first step" (Oliver, 2009, S.61): Informationen werden durch Kommunikation zu Wissen. Im Wissenstransfer werden Informationen und Wissen weitergeleitet, um handlungsfähig zu machen
• Komplexitätsreduktion während Wissenstransfer darf Wahrheit und Gültigkeit des Wissens nicht beeinflussen.

3 Wissen in Kommunikation:
Unterscheidung zwischen explizietem Wissen und implizitem Wissen:

  • expliziet: kann personenunabhängig durch Bücher oder andere Medien weitergegeben werden
  • impliziet: ist an Wissensträger*innen gebunden > Personaltransfer


Besonders relevant ist eine übersichtliche Darstellung, eine sprachliche Verständlichkeit und eine anschauliche Visualisierung
Unterschiedliche Transfers:

  • wissenschaftlicher Ideenprozess und informelle Kommunikation mit Kolleg*innen im engeren Kreis
  • Weiterverarbeitung und Kommunikation mit Kolleg*innen
  • offizielle Öffentlichkeitskommunikation

Wissenschaftler*innen benötigen für Wissenschaftskommunikation Zeit, die ihnen oft nicht ausreichend eingeräumt wird

4 Wissen in Beziehung: Vertrauen in Wissenschaft
Vertrauen ist als Scharnier zwischen unterschiedlichen Systemen zu verstehen, dass Komplexität reduziert und Erwartungshaltungen stabilisiert und dadurch Handlungsmöglichkeiten systematisch zu erhöhen.
Vertrauen in die Wissenschaft ist in den letzten Jahren leicht angestiegen liegt jedoch bei 46%.
8% der Befragten vertrauen der Wissenschaft nicht oder eher nicht.
Wissenschaftler*innen sehen sich im öffentlichen und gerade im digitalen Raum oft mit Kritik konfrentiert bzw. sogar Anfeindungen, die in dieser Form im wissenschaftlichen Diskurs nicht statt finden würde.

5 Wissen in Form: Zur Rolle des Designs im Wissenstransfer
Übergang von Industriekultur zur Designkultur
Konventionelle Grenzen zwischen Design, Wissenschaft, Technik und Kunst werden neu ausgehandelt und verstetigt
Design muss als human-centered gedacht werden
Das "Verstehen zweiter Ordnung" findet bei Interaktion mit anderen Akteuren statt. Es ist demnach dialogisch
Design kann genutzt werden um komplexe Aufgaben zu strukturieren.
Darüber hinaus kann es komplexe Sachverhalte sichtbar machen und somit Wissen in Handlungsfähigkeit überführen.
Design besitzt aber auch die Fähigkeit der Verführung und Täuschung.
Interatice Design: Erweitert die Disziplien um den Faktor Zeit und die Möglchkeit der Interaktion.
>somit können die Rezipierenden über das lineare Erfahren die Inhalte explorativ erforschen.

6 Wissen im Diskurs: Zu den Beiträgen des Sammelbandes und der Illustration

Text 2: Why Science Communication, and Does It Work? A Taxonomy of Science Communication Aims and a Survey of the Empirical Evidence

1 Einführung:

  • Es gibt bereits Versuche die Ziele der Wissenschaftskommunikation zu identifizieren, dieses seien allerdings nicht ausreichend bzw. konkret genug, es fehlt an einer zugrundeliegenden Theorie. Deshalb wird ein neues Framework vorgestellt.
  • Bereits identifizierte Ziele der Wissenschaftskommunikation:
  • Burns et al. (2003): gesteigertes Bewusstsein, Vergnügen, Interesse, Meinungsbildung und Verständnis
  • Sánchez-Mora (2016): zu kommunizieren, dass es Wissenschaft gibt, zu spüren, dass Wissenschaft attraktiv ist, zu verstehen, dass sie interessant ist, oder sich bewusst zu sein, dass Wissenschaft Teil der eigenen Identität ist
  • The National Academies of Science, Engineering and Medicine: die Weitergabe aktueller Erkenntnisse und die Begeisterung für die Wissenschaft, die Steigerung der öffentlichen Wertschätzung für die Wissenschaft, die Verbesserung des Wissens und des Verständnisses für die Wissenschaft, die Beeinflussung der Meinungen, der politischen Präferenzen oder des Verhaltens der Menschen und die Sicherstellung, dass bei der Suche nach Lösungen für gesellschaftliche Probleme die unterschiedlichen Sichtweisen der verschiedenen Gruppen auf die Wissenschaft berücksichtigt werden

2 Zwei Paradigmen der Wissenschaftskommunikation:
2.1 Das Verbreitungsparadigma der Wissenschaftskommunikation:

  • einseitige Übermittlung von Informationen über Wissenschaft von Experten an die Öffentlichkeit (one-way)
  • durch Schulbildung oder Bildung durch die Massenmedien
  • Der Kontext (kultureller Kontext, frühere Erfahrungen, persönliche Umstände), in dem sich eine bestimmte Person befindet, kann ihr Verständnis und ihre Bewertung der Wissenschaft beeinflussen
  • Wie kann man dieses Problem bei der Kommunikation ausgleichen oder umgehen?

2.2 Das Paradigma der Öffentlichkeitsbeteiligung in der Wissenschaftskommunikation:

  • Dialog und Beratung zwischen der Öffentlichkeit, Experten und Entscheidungsträgern (two-way)
  • z.B. in Form von Deliberative Polling/ Deliberationsforum, öffentliche Anhörungen, Volksabstimmungen, Science Shops, Szenario-Workshops, Bürgerjurys, Citizens Science, Planungszellen, Konsensuskonferenz...
  • Citizens Science ist Wissenschaft, bei der Bürger*innen maßgeblich beteiligt sind. Dabei sammeln normale Bürger*innen Daten. Ein Expertenteam betreut diesen Prozess, macht die gesammelten Daten öffentlich, analysiert und interpretiert diese, und macht die Ergebnisse auch öffentlich.
  • Bei der Konsensuskonferenz (Danish/Democratized Version) wird eine Gruppe von 10-16 Bürger*innen mit möglichst unterschiedlichen sozial-demografischen Hintergrund zusammenbracht, um ohne persönliches Interesse über ein ihnen nicht vertrautes Thema/Problem zu beraten. Die Gruppe lernt dann gemeinsam zu dem Thema, und kann dazu auch verschiedene Expert*innen einladen. Dann beraten die Bürger*innen und veröffentlichen schließlich ihre Sichtweise und Empfehlung zum Umgang mit dem Thema/Problem.

3 Ein konzeptionelles Framework für die Ziele der Wissenschaftskommunikation:
Ziele von Wissenschaftskommunikation:

  1. Verbesserung der Einstellung der Bevölkerung zur Wissenschaft
  2. Herstellung von sozialer Akzeptanz
  3. Herstellung von öffentlichem epistemischem (erkenntnisbezogenem) und moralischem Vertrauen
  4. Einholung von Bürgermeinungen über akzeptable/sinnvolle Forschungsziele und Anwendungen der Wissenschaft
  5. politische Unterstützung für die Wissenschaft schaffen
  6. Sammlung und Nutzung von lokalem Wissen
  7. Nutzung von verteiltem Wissen oder kognitiven Ressourcen, die in der Bürgerschaft zu finden sind
  8. die demokratische Legitimität der Finanzierung, Steuerung und Anwendung der Wissenschaft oder bestimmter Bereiche der Wissenschaft zu verbessern

Text 3: Of deficits, deviations and dialogues. Theories of public communication of science

Das Defizitmodell

  • klassische Sicht auf Wissenschaftskommunikation
  • nach diesem Modell wird Wissen ausschlielßlich von Expert*innen produziert
  • es besteht die Notwendigkeit, eine unmündige Öffentlichkeit einseitig zu belehren und ggfs. zu besserem Verhalten zu erziehen
  • spezialisierte Wissenschaftsjournalist*innen leisten den Transfer des Wissens
  • dieses Modell weist einige Probleme auf:
  • die Öffentlichkeit ist nicht so ungebildet, wie oft angenommen; Widerstände gegen bestimmte Themen haben oft mehr mit Weltanschauung als mit Unwissenheit zu tun
  • auch Wissenschaftler*innen selbst sind oft auf die öffentliche Kommunikation angewiesen, insbesondere bei interdisziplinären Themen
  • Medienaufmerksamkeit ist oft hierarchisch verteilt
  • Inhalte werden in der öffentlichen Kommunikation oft so weit vereinfacht, dass kein Raum für Differenzierungen und Ambiguitäten bleibt
  • so werden in der öffentlichen Wahrnehmung oft vermeintliche Fakten geschaffen, über die unter Expert*innen noch gar kein Konsens herrschte
  • diese Fakten, ebenso wie die Reaktionen der Öffentlichkeit, haben jedoch Rückwirkungen auf die Expert*innen

Das Dialogmodell

  • aufgrund der oben beschriebenen Rückwirkungen öffentlicher Wahrnehmung auf die Wissenschaftler*innen könnte man auch von einem Dialogmodell sprechen
  • Wissenschaftler*innen nutzen die Öffentlichkeit jedoch oftmals nur als Bühne für Debatten, die eigentlich intern geführt werden
  • das mediale Framing führt zur Konstruktion von vermeintlichen Fakten
  • die Debatte kann sich leicht verselbständigen
  • Wissenschaftliche Institutionen versuchen, dies möglichst unter Kontrolle zu halten
  • mitunter wird eine einseitige Kommunikation auch als Dialog maskiert oder umgekehrt

Das Partizipationsmodell

  • anstelle eines einseitigen Wissenstransfers oder eines Dialoges kann es auch zu einer gemeinsamen Produktion von Wissen kommen
  • Interaktionen zwischen Wissenschaftsbetrieb und Öffentlichkeit sind komplex und vielseitig
  • Aktivist*innen, Patientenverbände etc. haben Einfluss auf wissenschaftliche Prozesse
  • der wissenschaftliche Fokus wird mitunter auf Themen gelenkt, die von großem öffentlichem Interesse sind
  • einige Länder und Organisationen legen ein Recht der Öffentlichkeit auf wissenschaftliche Teilhabe gesetzlich fest
  • gleichzeitig herrscht oftmals eine Angst vor Verselbständigung der Dynamik

Die komplexe Realität der Wissenschaftskommunikation

  • alle drei Modelle existieren sowohl nebeneinander als auch in Mischform und können auch ineinander übergehen
  • dies hängt von verschiedenen Faktoren ab:
  1. Prominenz des Themas
  2. öffentliche Aktivierung
  3. Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit der Akteur*innen
  4. Grad der Kontroverse
  5. Grad der Institutionalisierung
  6. gesellschaftlicher Konsens zum politischen und kulturellen Kontext

Zusammenfassend kann man sagen, dass Kommunikation eine Schlüsselfunktion im Zentrum der gemeinsamen Entwicklungsprozesse darstellt.

Text 4: